
Meine Reise durch den Modellbau: Von der Modelleisenbahn zum 3D-Druck
Es war ein kalter und windiger Sonntagnachmittag im Herbst, irgendwann Mitte der 80er Jahre, als mein Vater zum ersten Mal seine Modelleisenbahn aus seinem Hobby-Kasten holte und uns Kindern strahlende Augen beschwerte. Schon allein der Moment des Kastenöffnens, dessen Inhalt eine Mixtur aus Leim, Kleber, Lack und allerlei anderen exotischen Gerüchen der unterschiedlichsten Modellbauartikel im Raum verströmte, ist mir bis heute noch gut in Erinnerung geblieben.
Kleiner Grenzverkehr und Schmalspurbahn-Romantik
Ich bin damals in der Nähe der Grenzstadt Gmünd im Waldviertel aufgewachsen, welche durch ihren Grenzbahnhof, mit dem damals einzigartigen kleinen Grenzverkehr zwischen Österreich und der damaligen Tschechoslowakei, sowie der berühmten Waldviertler Schmalspurbahn, einen gewissen Bekanntheitsgrad bei Eisenbahnenthusiasten genoss. Mein Großvater selbst war bei der ÖBB im Regelverkehr und später bei der Schmalspurbahn tätig, was uns Enkelkindern auch so manchen Einblick in die Gmünder Eisenbahngeschichte ermöglichte.
Solange ich mich zurück erinnern kann, hat mein Vater schon damals Modellgebäude nach dem Vorbild von umliegenden Bahnanlagen oder Eisenbahnzeitschriften mit den einfachsten Mitteln wie Karton oder Sperrholz gebaut, mit denen wir Kinder dann am Küchenboden, mit provisorisch aufgebauten Kleinbahn-Schienen, einen, zumindest waren wir damals davon überzeugt, realistischen Bahnbetrieb nachstellten.
Einstellung des Bahnbetriebs – Die Wiederentdeckung des Modellbaus
Irgendwann wurde die Modelleisenbahn immer seltener aufgebaut. Man wurde älter, begann eine Ausbildung, zog aus und gründete einen eigenen Haushalt. Nach Jahren durchstöberte ich dann irgendwann einmal zufällig die Kategorien einer bekannten Gebrauchtwarenbörse im Internet und wie durch ein Wunder landete ich in der Kategorie Modelleisenbahn. Und da war sie – die blau-gelbe ungarische Taurus der MAV, die man beim Vorbeifahren des Gmünder Bahnhofs oft stehen sah – die musste ich haben. Ab da nahm das Schicksal seinen Lauf. Nach der Lok mussten Schienen her, und nach den Schienen Waggons. Und als ich eines Tages bei einem elterlichen Besuch nach Jahren den sagenumwobenen Hobby-Kasten öffnete, war er wieder da – der Geruch von Lack, Kleber, Leim, Holz und all den anderen Modellbahnutensilien.
Ein fehlendes Puzzleteil für das Modellbau-Glück
Aber eine Sache fehlte mir zu meinem Modellbau-Glück – passende Gebäude. Ich wollte nicht irgendwelche Gebäude von der Stange, sondern das alte Stellwerk in Gmünd, das ich jeden Tag auf meinem Weg zur Schule passierte. Ich wollte den Gmünder Bahnhof, an dem ich stundenlang stand und die ankommenden und abfahrenden Züge beobachtete. Und ich wollte das Modell des alten Schmalspurbahnhofs, aber nicht den modernen Neubau, sondern das Gebäude, wie es in den 80er Jahren dort stand.
Karton oder Holz? – Der Beginn meiner eigenen Modellbau-Lösungen
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als die Modelleisenbahn-Gebäude selbst zu bauen. Aber ich dachte mir, es gibt sicherlich viele andere Modellbauer, die mit den angebotenen Modellen nicht zufrieden sind und ebenfalls spezielle Modelle wünschen, zu denen sie seit Jahrzehnten emotionale Verbindungen haben. Ich brauchte eine Lösung, um diese Modelle in Kleinserien anzubieten und zu produzieren. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken, die Gebäude als Karton-Bausätze anzubieten. Doch nach einigen Prototypen stellte sich heraus, dass dies für mich nicht die optimale Lösung war, vor allem in Bezug auf Detaillierung und Umsetzbarkeit.
Der Durchbruch mit 3D-Druck im Modellbau
Dann stieß ich im Internet auf die Möglichkeiten des 3D-Drucks. Das sollte es sein – die sprichwörtlich eierlegende Wollmilchsau. Nachdem ich eine technische Ausbildung genossen hatte und bereits mit CAD-Programmen umgehen konnte, begann ich sofort mit der Konstruktion der gewünschten Modelle. Nach einigen Fehlversuchen und der Erkenntnis, dass 3D-Druck komplexer ist, als zunächst gedacht, mussten viele Modelle nachträglich geändert oder von Grund auf neu erstellt werden. Aber diese Arbeit war es wert.